Wer heute – nach Brexit, Trump und Covid – auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückblickt, der könnte unsere Gegenwart für die zweite Staffel einer Serie halten. Denn schon während der ersten Welle der Globalisierung bildeten sich gefährliche Unterströmungen. Migration und wirtschaftliche Verflechtung lösten Ressentiments und Existenzängste aus. Mit dem Ersten Weltkrieg und der Spanischen Grippe brach die Welle. Aus Rissen wurden Gräben. Die Historikerin Tara Zahra zeigt, wie in der Zwischenkriegszeit ein Gemisch aus Nationalismus, Protektionismus und Fremdenfeindlichkeit rund um den Globus die Politik und das Denken eroberte. Brillant verknüpft sie die großen Erschütterungen mit den Lebenswegen ihrer Protagonisten: Henry Ford, Proto-Elon-Musk und glühender Antisemit, begeistert sich für die aufkommenden Autarkie-Bewegungen. Rosika Schwimmer, Internationalistin und feministische Vorkämpferin, stirbt staatenlos in den USA. Österreich-Ungarn, das Land ihrer Geburt, ist zerfallen.