Man schreibt das Jahr 1914. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine polnische Jüdin, ihren Ehemann zu verlassen und nach Wien zurückzukehren. Helene Gumplowitz Landau riskiert es aus Leidenschaft für den Sozialismus und aus Liebe zu dem zehn Jahre jüngeren Otto Bauer, dem führenden österreichischen »Austromarxisten«. Helene Bauer macht sich als Marxistin in Wiener intellektuellen Kreisen der Ersten Republik einen Namen. Sie polemisiert als eine der ersten Ökonominnen gegen die Väter des Neoliberalismus, Ludwig Mises und Friedrich Hayek, ermahnt Otto Neurath über die Mängel einer geldlosen Wirtschaft, tritt gegen den damals einflussreichsten Philosophen Österreichs Ottmar Spann auf und warnt als eine der ersten vor den Gefahren der großen Depression der 1930er als Grundlage für den Aufstieg des Faschismus. Sie stirbt im amerikanischen Exil und wird als Jüdin und Sozialistin in der Zweiten Republik weitgehend vergessen. 100 Jahre später sind ihre Analysen der Krisen aus ihrer Zeit erstaunlich aktuell und bieten Lösungsansätze für unsere Krisen.