Beschreibung
#nichtgesellschaftsfähig ist ein pralles, tiefgründiges, berührendes und facettenreiches Buch, das aufgrund seiner Struktur, Mischung, Form und Aufmachung ansprechend und lebendig ist sowie durch die einzelnen Kapitel einer Dramturgie folgt. Die Verbindung von psychischen Belastungen mit Musik, Film, Literatur, Comic, Kunst und Games ist ein echter Gewinn, weil sich die Herausgeber:innen dem Thema ganzheitlich annähern. Die charakteristischen Illustrationen von Schwarwel geben dem allen einen ästhetischen Rahmen. Es ist ein Lebens- und Lesebuch. #nichtgesellschaftsfähig stellt die Menschen und Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, egal wie bestimmend und überwältigend die Krankheiten auch empfunden werden. Depression, Angsstörungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Borderline etc. werden durch die ausführlichen Erfahrungsberichte anschaulich, in all ihrer Bedrohlichkeit aber auch Alltäglichkeit. An keiner Stelle sind die Autor:innen auf ihre Belastungen reduziert, aber die Berichte miniaturisieren auch nicht, sondern geben ein schonungsloses, immer aber auch nüchternes Bild vom Leben mit der psychischen Belastung. Viele Texte haben einen ganz eigenen, individuellen Erzählton, eine Haltung, die aus den Teilen Lesestücke mit einer ganz eigenen Qualität machen. Zu allen Rubriken liefern die Expert:innen in eigener Sache wertvolles Faktenwissen, Hintergründe und Erkenntnisse, die sie auf einem oft schmerzhaften Weg über die Jahre selbst gesammelt haben. Dieses beiläufig transportierte Wissen ist extrem hilfreich für Betroffene. Gleichzeitig liefert #nichtgesellschaftsfähig am Ende des Buches ganz konkretes Grundlagenwissen inklusive Service-Teil mit Kontaktangeboten. Auf diese Weise wird garantiert, dass Hilfesuchende nicht mit Anstößen und der Schilderung belastender Lebenskrisen alleingelassen werden, sondern am Ende ein Weg zur Hilfe gewiesen wird. Dieses Buch und alle Beiträge möchten vermitteln, dass psychische Erkrankungen keine Randerscheinungen sind, sondern eine vielschichtige und vielgesichtige Normalität, die gesellschaftlich bis heute gewohnheitsmäßig ausgeblendet wird. Diese volle, pralle Sammlung mit beeindruckenden Persönlichkeiten vereint viele spannende Geschichten und Lebenswege. Man liest sich sofort fest und wird bei all der Schwere trotzdem nicht erdrückt. Die Verbindung im Buch zu Kunst, Kultur, Musik, Film und Comic verdeutlicht einerseits, wie sehr psychische Belastungen mit der menschlichen Existenz verbunden sind und sie über alle Genres hinweg beschäftigt haben. Andererseits aber auch, wie sehr Stereotype und Vorurteile bis heute die Sicht darauf prägen, wie man bspw. an der Darstellung psychopathischer Täter im Kinofilm ablesen kann. Eine besondere Qualität von #nichtgesellschaftsfähig besteht darin, dass sich die Herausgeber:innen und alle Autor:innen dem Thema furchtlos nähern und dass die Texte und Beiträge so tief blicken lassen – in Abgründe, Krisen, aber auch in ganz individuelle Wege. Die ganz eigenen Lebenswege und mitunter unsichtbaren Kämpfe fügen sich zu einem tiefgründigen, berührenden und tröstlichen Gesamtbild zusammen. Eine wichtige Kernbotschaft: Es wird nicht alles gut, schnelle Lösungen kann es bei so komplexen Belastungen nicht geben – aber es gibt Wege und Hilfe. Viele der Beiträge sind von beeindruckender Stärke, gerade weil sie die persönlichen Schwächen und Nöte mit so entwaffndender, manchmal brutaler, immer jeoch wohltuend lakonischer Schonungslosigkeit offenlegen. Die Autor:innen treten nicht in der Pose des Tabubruchs auf und reißen gerade deshalb das gesellschaftliche Schweigen auf, das über den Themen liegt. Im gesellschaftlichen Alltag sind existentielle Themen wie Tod, Krankheit und psychische Belastungen an den Rand gedrängt. #nichtgesellschaftsfähig stellt das, was so viele Menschen beschäftigt, erschüttert, einnimmt und gefangennimmt, in den Mittelpunkt und füllt die allgemeine Sprachlosigkeit nicht mit der einen großen Antwort, sondern mit ganz vielen klugen, erfahrungsgesättigten Perspektiven auf. Mit über 150 Beteiligten und über 740 Abbildungen.