Am 19. März 1911 gingen 20.000 Frauen (und Männer) zum ersten Mal für Frauenrechte auf die Wiener Ringstraße. Der 100. Jahrestag dieses Ereignisses wurde von einer Initiative aus dem Umfeld der selbstorganisierten Frauenbewegung zum Anlass genommen, um in einem breit angelegten Bündnis eine landesweite Großdemonstration im März 2011 zu organisieren. Die Publikation nimmt diese Ereignisse zum Anlass, um über die historische, gesellschaftspolitische, soziale und symbolische Bedeutung von Frauenbewegungen und Feminismen in Praxis und Theorie nachzudenken. Gegenwärtig bilden Frauenbewegung, Gleichstellungsexpertisen und Gendertheorien sehr widersprüchliche Angebote und Zielvorstellungen für die Frauenpolitik. Die aktuellen Familien- und Quotenpolitiken und das Gender-Mainstreaming laufen aus feministischer Perspektive Gefahr, der neoliberalistischen Agenda von Individualisierung und Entpolitisierung in die Hände zu spielen. Gegenüber diesen Tendenzen setzt das Autorinnenteam einen Kontrapunkt. In Form von Dokumentationen ihrer Tätigkeit, von Aktionen im öffentlichen Raum, von politischen Interventionen und Debatten, von Kooperationen mit verschiedenen realpolitischen Bühnen und Medien, von Anregungen zur Auseinandersetzung zwischen den unterschiedlichen feministischen Szenen – und in Form einer (selbst)reflexiven Theoriebildung. Im Kapitel „Historische Hintergründe“ werden die Geschichte der ersten und zweiten Frauenbewegung skizziert sowie eine Bestandsaufnahme der (autonomen) Frauendemonstrationen in Österreich vorgenommen.