Warum brauchen wir in den Zwanzigerjahren des 21. Jahrhunderts immer noch nicht nur Utopien, sondern auch Frauen- und feministische Utopien? Die philosophische Tradition des Nachdenkens über Utopien, die bis zu Platon und Thomas More zurückreicht, verbindet den Begriff der Utopie mit der Vorstellung einer radikalen Alternative zu einer ungerechten Gesellschaftsordnung. Die Utopie verspricht nicht einfach eine Existenz ohne Ungleichheit und Ausbeutung, sondern schlägt vor, sich eine Harmonisierung verschiedener gesellschaftlicher als auch der Natur nicht entgegengesetzter Verhältnisse vorzustellen.Evelyn Bernadette Mayr und Olga Shparaga entwerfen in ihren Essays feministische Utopien, ausgehend von den Revolutionen in Nicaragua und Belarus, die beide als Revolutionen der Frauen in die Geschichte eingegangen sind. „Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit“ war schließlich einer der Slogans der belarusischen Proteste 2020, der vor allem auf die Solidarität unter Frauen abzielte. Was kann es Besseres für eine gelingende Demokratie geben als eine Politik der Fürsorge, eine Politik die sich für die Armen und Ausgeschlossenen interessiert und Möglichkeiten für eine aktive gleichberechtige Teilhabe eröffnet.