Silence – ironischerweise kaum wörtlich übersetzbar – wird als Stille und Schweigen, als nicht reden dürfen und redend nicht verstanden werden, in diesem Sammelband behandelt. Hier kommen Essays, Briefe und Gedichte zu Silence in (post-)kolonialen Räumen zusammen. Das Buch begleitet uns zu verschiedenen Orten und Kontexten, an Hochschulen in Deutschland, Seminare in Österreich, politische Kunstszenen in Äthiopien und Schulklassen in Kenia. Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen die Autor_innen von den Momenten, in denen die wahrgenommene Unterdrückung/Diskriminierung anwesend, aber unartikulierbar war; von der Wahrnehmung von Machtstrukturen, die wir schon als junge Menschen hatten, ohne dass jemals (offen) darüber gesprochen worden wäre; von den rassistisch_sexistisch beladenen Gesprächen im Unterrichtsraum, in denen wir unsere Stille als ermächtigend wahrgenommen haben. Reden über Schweigen: das Unausgesprochene aussprechen. Allgegenwärtige Machtdynamiken schaffen ein Schweigen, sodass die Gewalt nicht angesprochen und Rassismus nicht thematisiert werden kann. Die Auswirkungen kolonialistischer Strukturen in der Bildung bleiben unwahrnehmbar. Kollektive Erfahrungen werden individualisiert und delegitimiert. Dieses Buch fragt: Welches Wissen liegt in der Stille? Können empowernde Strategien aus Schweigen hervorgehen? Kann Silence auf ein Jenseits unterdrückender Strukturen verweisen? Und wann bedeutet Schweigen Kompliz_innenschaft mit Unterdrückungsmechanismen? Wann schweige ich? Und warum?