Rosa Mayreder (1858 - 1938) ist die bekannteste Vetreterin der ersten österreichischen Frauenbewegung und eine der bedeutendsten Essayistinnen der Zeitenwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie hat nicht nur als führendes Mitglied im "Allgemeinen österreichischen Frauenverein" gearbeitet und feministische Essays verfasst, die heute noch durch ihre scharfsinnige Analyse bestechen, sondern auch Romane, Erzählungen, Gedichte und das Libretto zu Hugo Wolfs einziger Oper "Der Corregidor" geschrieben. Außerdem nahm sie als anerkannte Malerin an Ausstellungen im In- und Ausland teil.Noch bevor Frauen der Zutritt zu den Universitäten gestattet war, hat sich Rosa Mayreder ihr umfangreiches Wissen im Selbststudium angeeignet. Auch war sie nicht nur mit weiteren Pionierinnen der Frauenbewegung wie Marie Lang und Auguste Fickert, sondern auch mit bedeutenden Persönlichkeiten des Wiener Kultur-und Geisteslebens, wie etwa Fritz Eckstein, Rudolf Steiner, Hugo Wolf und Rudolf Goldscheid befreundet.In Mayreders Wirken vermengen sich progressive und konservative Aspekte, wobei die konservativen in ihren späteren Lebensjahren unter dem Einfluss des aufkommenden Faschismus ein Übergewicht gewannen. Sie litt unter diesem Zwiespalt, am Festhalten an bürgerlichen Moralvorstellungen einerseits und ihren sehr viel weiter reichenden feministischen Utopien andererseits.Hilde Schmölzer versteht es in dieser - übrigens ersten - Mayreder-Biographie unter Heranziehung noch unveröffentlichter Tagebuchnotizen, Briefe und Texte, den ganzen Menschen Rosa Mayreder zu erfassen, so wie er aus der Gegenüberstellung seiner Werke und seines Lebens sichtbar wird.Mayreder gehörte nicht zu den verfemten Feministinnen ihrer Zeit. Ihr bürgerlicher gesellschaftlicher Hintergrund, die teilweise Akzeptanz einer bürgerlichen Moral ließen ihre oft radikalen feministischen Utopien erträglich erscheinen und sicherten ihr bereits zu Lebzeiten einen Ehrenplatz in der Gesellschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet sie, so wie alle Frauen der ersten Frauenbewegung, in Vergessenheit. Wiederentdeckt wurde sie erst in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Ihr Bild zierte die letzte österreichischen Fünfhundert-Schilling-Banknote.