Die indische Sozialrebellin Phoolan Devi wurde am 10. August 1963 in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Uttar Pradesh geboren. Ihr Name bedeutet im Dia- lekt ihrer Kaste „Die Blume“. Im Alter von elf Jahren wurde sie mit einem 24 Jahre älteren Mann zwangsverheiratet, von diesem schwer misshandelt, vergewaltigt und später verstoßen. Nach der Rückkehr in ihr Dorf galt sie als vogelfrei, wurde von mehreren Männern vergewaltigt, und ihre Familie weigerte sich sie aufzunehmen. Kaum sieb- zehn Jahre alt schloss sie sich einer Bande von Freischärlern an und wurde später ihre Anführerin. Drei Jahre lang führte sie ihren Kampf gegen das Kastenwesen, überfiel Banken und Geschäfte und verteilte die Beute an die sogenannten „Unberührbaren“ und an Mitglieder der untersten Kasten. Ihre Geschichte ist die einer Frau, die sich in einem Land der Dritten Welt gegen die erdrückende Atmosphäre sexistischer Gewalt und frühkapitalistischer Ausbeutung auflehnte und dazu das Mittel bewaffneter Gegengewalt wählte. Am 12. Februar 1983 stellte sich Phoolan Devi nach einer gnadenlosen Menschenjagd den Justizbehörden. Nach elf Jahren Zuchthaus wurde sie 1994 wegen eines Krebsleidens begnadigt. 1996 wurde sie als Abgeordnete der sozialistischen Samajwadi Party ins Parlament gewählt. Dem gehörte sie bis zu ihrer Ermordung am 25. Juli 2001 an.