Als der Roman SIBILLA DALMAR 1896 erscheint, löst er in der großbürgerlichen Gesellschaft Münchens einen Skandal aus. „Ganz München erkannte sich wieder", schreibt der Thomas Mann-Biograf Peter de Mendelssohn, „es gab einen rechten Skandal, der dem Lübecker Buddenbrooks-Ärgernis nicht viel nachgab." Die Identifizierung der Protagonistin Sibilla mit Hedwig Dohms ältester Tochter Hedwig Pringsheim-Dohm, der Mutter von Katia Mann, greift allerdings zu kurz und steht einer Lesart, die die künstlerische Qualität in den Mittelpunkt rückt, im Wege. Hochintelligent, geprägt von den Ideen revolutionärer Vor-Denker, sind Sibilla Dalmar dennoch alle Türen zu sinnvoller Betätigung verschlossen. Nicht bereit, „Märtyrerin für eine Gesellschaft der Zukunft" zu sein, wird sie mehr und mehr zur Misanthropin und scheitert schließlich an ihrem letzten Versuch, aus dem Salonleben in eine neue Existenz auszubrechen.