Unschlüssig, wie es bei ihr nach einer schmerzvollen Trennung weitergehen soll, begibt sich die Rechercheassistentin Anka auf die Suche nach den Spuren von Lucia Joyce: Schriftstellertochter, Geliebte, Tänzerin, vermeintlich »Geisteskranke«, die – zerrissen zwischen Aufbruchsgefühlen und verinnerlichten Konventionen – mehr als dreißig Jahre in einer psychiatrischen Anstalt verbrachte. Dabei sichtet sie Fotografien, Briefe, Tagebücher, schreitet die historisch-biografischen Bruchstellen ab und versucht, das »Wilde« offenzulegen, das James Joyce seiner Tochter beimaß. Ein Wildes, dessen Ursprung Anka in Lucias Profession zu finden vermutet – dem Tanz, dem sie sich selbst zögerlich zunächst, dann freigebiger hingibt. Aber ist er tatsächlich dessen Quell oder, wie Corinna Sigmund in diesem virtuosen Künstlerinnenroman zeigt, nicht vielmehr Ventil?