"Nicht nur, dass ich in ihren Möbeln wohne, unter ihrer Tuchent schlafe, ihre Träume träume, ihre Ängste hüte. Nicht nur das." So beginnt die Erzählung "Mitgift" im dritten Band der Reihe 12-ender unter dem Titel "Stimmen/Ränder". Die Prosa der mehrfach preisgekrönten Autorin und Wahlwienerin Carina Nekolny zeichnet sich durch ein enormes Sprachgefühl, durch die Poesie intimer Genauigkeit aus. Wie im magischen Realismus greifen Mythos und Märchen hintergründig in Nekolnys klares Erzählen ein. So gewinnt der Leser einen anderen Blick, eine neue Dimension. Realität verschwimmt nicht, im Gegenteil: Die erzählerische Genauigkeit von Nekolnys Prosa, ihre Liebe zum Detail - ohne sich je darin zu verlieren -, ihre fast filmische Art, den Text zu zoomen, führt dem Leser das Unbekannte nahtlos vor. Hinzu kommt der Charme österreichischer Erzähltradition der gebürtigen Linzerin.