Ein Panoptikum prekärer Existenzen bevölkert das Mietshaus im jüngst aufstrebenden Neukölln, und jeder hat hier eine Rechnung offen – mit den anderen, sich selbst und dem Leben: In ihrem neuen Roman erschafft die vielfach ausgezeichnete Autorin Inger-Maria Mahlke eine abgründige, denkwürdige Welt. Mit präzisem Blick für Feinheiten und Zwischenräume und großem Witz seziert sie eine Gesellschaft vor den tiefgreifenden Veränderungen unserer Zeit. Berlin-Neukölln: Dass der kaufsüchtige Claas Jansen eine leerstehende Wohnung im eigenen Mietshaus beziehen muss, hat weit mehr Gründe als die Bankenkrise. Und nicht nur er sieht sein früheres Leben in einem rasanten Abwärtsstrudel verschwinden. Am Scheidepunkt zwischen Kiezwirklichkeit und hipper Großstadt geht es um nicht minder Existenzielles. Jeder hat hier eine Rechnung offen: die afrikanischen Dealer, die ihre Schlepperkosten abarbeiten, die alzheimerkranke Alte und der Hochstapler, die Kurzzeit-Domina, ihr achtjähriger Sohn und andere Gestalten – eine globalisierte Notgemeinschaft. Sensibel, radikal und mit ganz eigenem Ton entwirft Inger-Maria Mahlke weit mehr als ein diagnostisches Zeitbild – eine große Parabel über die Abgründe des Lebens am Rande unserer gentrifizierten Welt.