Das Einzige, wozu meiner Mutter leider völlig das Talent fehlte, war die Liebe. Dass die Mutter der Erzählerin ein Wunderkind ist, das steht schon vor ihrer Geburt fest – mehr Wunder als Kind, denn von der Kindheit hält der Großvater noch weniger als von der Schönheit. Beides steht ihm nur im Weg bei dem Plan, mit seiner Tochter und seinem Modegeschäft das zu schaffen, was ihm als Wehrmachtsoffizier nicht gelungen ist: die Welt zu erobern. Gefühle gewöhnt er ihr dabei vorsorglich ab. Hochintelligent, hochbegabt und nur heimlich hochgradig einsam, ist die Mutter auf dem besten Weg, genau das Leben zu führen, das ihr Vater sich für sie ausgedacht hat. Doch dann schlägt die Liebe mit einem Mal doch zu, und das mit einer solchen Wucht, dass die Mutter ein halbes Leben braucht, um sich davon zu erholen.