Bilder formatieren Migration. Die zahlreichen Dokumentarfilme, Fotografien, Fernsehbeiträge, Videoarbeiten und auch Spielfilme, die gegenwärtig Migration zum Thema machen und inszenieren, bilden nicht einfach eine vorfindliche Realität ab und kommentieren diese, sie speisen sie in unser gesellschaftliches Imaginäres ein. Innerhalb des letzten Jahrzehnts ist Migration im deutschsprachigen Raum (endlich) zu einem bevorzugten Thema in experimentellen, installativen und videokünstlerischen Arbeiten geworden. Zuvor war das Feld – bis auf wenige Ausnahmen, wie Angela Melitopoulos wegweisende Videoarbeit »Passing Drama« (D 1999) – vor allem von Spiel- und Dokumentarfilmen (und Fernsehproduktionen) bestimmt. Nach Jahrzehnten, in denen Migration überhaupt erst mit Hilfe von Spielfilmen als Erzählung zu einem Teil des Geschichtsraumes »Deutschland« werden konnte (einem Land, das sich bis vor Kurzem noch des Neologismus des »Nichteinwanderungslandes« zur Selbstverständigung bedient und Migration daher aus der offiziellen Historiographie ausgeblendet hat) steht heute an, Migration als Weise des Denkens und der Wahrnehmung auch von der Zuspitzung auf die Geschichte der (ost- und west-)deutschen Arbeitsmigration zu lösen. Migration ist damit als Perspektive zu begreifen, die es einzunehmen gilt: nicht als Bild, sondern als Ereignis verstanden.