Über Auschwitz und nach Auschwitz ist keine Erzählung möglich, wenn man unter Erzählung versteht: eine Geschichte von Ereignissen erzählen, die Sinn ergeben." Sarah Kofman, Pariser Philosophin, widmete diesen 1987 erschienenen Text ihrem Vater, der in Auschwitz starb. Die deutschsprachige Erstveröffentlichung im Passagen Verlag erfolgte im Jahr darauf – zu einer Zeit, als in Deutschland die intellektuelle Debatte vom Historikerstreit und den unsinnigsten Unterstellungen an die Adresse der französischen Gegenwartsphilosophie geprägt war. Adorno hat den kategorischen Imperativ nach Auschwitz so formuliert: "(Unser) Denken und Handeln (ist) so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe." Theoriekonkurrenz darf den Blick nicht mehr dafür trüben, dass dies der Ausgangspunkt der neuen französischen Philosophie ist. Wenn Lyotard oder Kofman untersuchen, ob dem spekulativen Wissen, der Macht, die in ihm steckt, Mitschuld zukommt, so haben wir – auch heute – die Argumente dafür vorurteilsfrei zu prüfen.