Beschreibung
Operation am offenen Gehirn
In Liesl Ujvarys Texten gibt es keine Sicherheiten. Schnelle Sprünge sprengen vertraute Zusammenhänge. Hinweise auf physische Gefahren lassen latente Bedrohungen spürbar werden. Hier begegnen sich High-Tech und prähistorisches Instinktverhalten, Maschinendenken und unterschwellige Affekte. Hier gibt es keine Namen, keine Identitäten, keine Entwicklung. Nur sprachliche Konstrukte, Bilder, die vorgeben, Wahrheiten zu entschlüsseln.
Ujvary führt mit ihrer Literatur, wie die Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl anmerkt, »eine Operation am offenen Gehirn durch, zugleich an der Schaltstelle eines vernetzten Systems: Das ›Ich‹ agiert gleichsam als sein eigener Captain Kirk.« Sie führt auf raffinierte Weise vor, wie Entpersönlichung vor sich geht oder gehen könnte, zeigt das authentische Ich als Konstruktion, als multiple Ichs (wie man auch sagten könnte).
Die Prosa der österreichischen Autorin ist im vollen Wortsinn »reflexiv«, meint mit dem Spiegelbild stets auch die Selbstbezüglichkeit: Das Denken denkt sich selbst, der Blick erschafft die Welt.
Alphaversionen sind virtuelle Realien, Reste, Fetzen, Zwänge, Muster. Diese virtuellen Makros durchdringen oder umfangen einander und bilden den Fluss, der unaufhaltsam durch unsere Nervenbahnen rauscht. Es ist die Beschreibung eines Kampfes Wort gegen Wort, Metapher gegen Programm, Sprache gegen Welt.